Menschen mit einer Demenzerkrankung gehören zu der verwundbarsten Gruppe im Pflegeheim. Die bauliche Gestaltung einer Pflegeeinrichtung, in der demenzkranke Menschen betreut werden, sollte deshalb
nach milieutherapeutischen Gesichtspunkten geschehen. Der milieutherapeutische Ansatz geht davon aus, dass die Gestaltung des Wohnumfelds eine große Wirkung auf das Verhalten dementer Menschen hat
und deren Krankheitssymptome nachhaltig beeinflusst. Ziel ist es, den äußeren Rahmen und den zwischenmenschlichen Umgang den Bedürfnissen der dementen Menschen anzupassen und nicht den kranken
Menschen an die Bedingungen einer stationären Einrichtung. Die baulichen Gegebenheiten unserer Einrichtung wurden so verändert, dass sie den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen. Der
Wohnbereich ist in L-Form angelegt mit einem zentral gelegenen Gemeinschaftsraum.
Direkt an den Gemeinschaftsraum schließt sich ein verglaster Pflegestützpunkt an, von dem aus der gesamte Wohnbereich einsehbar ist. Die dementen Menschen erhalten in dieser übersichtlichen Umgebung Anregung ohne Überforderung, dies fördert das Gefühl der Sicherheit und des Zuhause-Seins. "Gezielt eingesetzte, gestalterische Elemente wie z. B. ein Dorfplatz, eine Erinnerungsecke und eine Kommode zum "gruschteln" wecken das Interesse des dementen Menschen und bieten Anknüpfungspunkte an sein früheres Leben", weiß Stefan Braun - Fachpfleger für Gerontopsychiatrie und Leiter des Dementenwohnbereichs im Waldheim.
Beschreibung der Räumlichkeit und Ausstattung:
Der in L-Bauform angelegte Wohnbereich ist in freundlichen warmen Farben gestaltet. Bei der Ausleuchtung wurde auf die Vermeidung von Schattenbildung geachtet. Die zwei Fensterfronten ermöglichen den
Blick nach draußen und sorgen für natürlichen Lichteinfall. Die Küchenzeile lädt zum kochen und backen ein. Zwei gemütliche Relax-Ruhesessel entlasten in der Liegeposition die Wirbelsäule und
erlauben ein erholsames Nickerchen. Die Ausgangstüren sind mittels einer Bodenschleife überwacht (Wegläuferschutz) und von innen wie die Wände unauffällig gestaltet, so laden diese nicht zum
Durchgang ein (Weglauftendenz). Ein Baum ziert den Dorfplatz mit seiner Parkbank, einfach ein gemütlicher Platz für eine Unterhaltung. Nie alleine: das Pflegedienstzimmer ist verglast, so können die
Bewohner die Pflege- und Betreuungskräfte sehen und natürlich auch andersrum. Mindestens eine Betreuungskraft ist in der Regel im Wohnbereich ständig anwesend.
Tiere spielen in der Dementenbetreuung eine genauso große Rolle wie Musik. Alte Volkslieder oder Schlager sprudeln oftmals gerader nur so heraus und lassen die Senioren in die Zeit ihrer Jugend
bzw. ihres jungen Erwachsenenalters zurück reisen. An diese Zeit sind bei den meisten Demenzkranken noch lebendige Erinnerungen vorhanden. Strahlende Gesichter sprechen dann eine deutliche
Sprache.
Die Betreuung und Aktivierung:
links:
Stefan Braun: Fachaltenpfleger für Gerontopsychiatrie und
Leiter der Demenzwohngruppe.
Mitte links:
Mirjam Züfle: Betreuungskraft,
Alltagsbegleiterin für Demenzkrake
Mitte: Ute Forstreuter
Alltagsbegleiterin für Demenzkrake und Pflegeassistentin
Mitte rechts: Anabela Berisha
Alltagsbegleiterin für Demenzkrake
rechts: Nadia Bouziani
Alltagsbegleiterin für Demenzkrake
Unsere Betreuungskräfte wurden in einem Fachlehrgang speziell geschult und bringen auch selbst die persönliche Eignung für diese anspruchsvolle Aufgabe mit. Kurzaktivierungen je nach Tagesform der Betreuten, verlangen äußerste Flexibilität und großes Organisationstalent. Die Persönlichkeit und die Biographie des Betreuten spielen dabei eine große Rolle. Etwas Sinnvolles tun wie z. B. Handtücher zusammenlegen oder bügeln, dies sind häufig die von je her gewohnten Tätigkeiten und lassen Zufriedenheit und Selbstwertschätzung erfahren. Zuhören können, Zuneigung vermitteln und auch selbst annehmen, dies sind Voraussetzungen für die Betreuung demenzkranker Menschen. Auch die Fähigkeit sie in ihrer eigenen Gedankenwelt zu führen und zu begleiten (Milieutherapie) gehören zu den Erfolgsrezepten einer guten Betreuungskraft.